1994 Das Leben ist eines der Schwersten
Mit Speck fängt man Mäuse, und mit einem Feuerwehrhelm fängt man einen Buben, dem die Mandeln herausgeschnitten werden sollten. Das klingt sehr sonderbar, und doch ist es so gewesen.
Als zehnjähriger Bub kam ich aus den Halskrankheiten nicht mehr heraus. Darum schlug unser Arzt, Doktor Schwaiger, eine Mandeloperation vor. Meine Eltern hatten nicht dagegen. Nur meinte mein Vater, es würde nicht so leicht sein bei mir den Eingriff auszuführen. Der Arzt bat, mir nichts zu sagen, dann ginge es schon. Er käme einmal mit seinem Assistenten ganz unverhofft. Das hat er auch drei-oder viermal gemacht; aber ohne Erfolg, denn ich habe die Geschichte gespannt, vielleicht aus Instinkt. Wo ich den Doktor Schwaiger sah, habe ich Reissaus genommen.
Aber eines Tages hat er mich doch vor sein Messer bekommen. Ich spielte mit meinen Kameraden im Hof. Da rief meine Mutter aus dem Fenster: "Fohlndin!" Ich schaute zur Küche hinauf, und was sah ich? Einen blitzblanken Feuerwehrhelm. Das war der Speck. Ich flog über die Stiegen nur so hinauf. Meine Freude war unbeschreiblich. Mit dem Helm auf dem Kopf wollte ich gleich wieder zu meinen Kameraden. Aber - o weh, die Wohnungstür war zugesperrt. Noch immer ahnte ich nichts und lief ins Zimmer. Wer stand da? Doktor Schwaiger mit Assistent, Vater, Mutter und sogar unser Fuhrknecht, der Sepp. Er und mein Vater packten mich und hoben mich auf einen Sessel. Die Mutter weinte. Ein Doktor steckte mir die Mundspange in den Rachen, und die Exekution ging vor sich. Die Schmerzen habe ich vor lauter Wut gar nicht bemerkt. Nur als mir das Blut aus dem Halse floss, da weinte ich. Aber Mutter setzte mir nach der Operation den Feuerwehrhelm auf den Kopf, und der hat die Wut und das Blut gestillt.
Regie
Ingrid Wettstein
Autor
Karl Valentin
Mitwirkende
Roland Attinger, Edith Bornatico, Willi Bucher, Stefan Ege, Hans Fischer, Lukretia Gadient, Silvia Graf, Susi Moser, Marcel Müller, Franz Pfulg, Willi Schmidt